Darstellende Kunst

Lea Deutsch

18.01.1927, Zagreb – Mai 1943, beim Transport zum KZ Auschwitz-Birkenau


Vielseitig begabte Kinderschauspielerin, ein Star des Kroatischen Nationaltheaters in Zagreb, wo sie zum ersten Mal als fünfjähriges Mädchen auftrat. Sie wurde Wunderkind genannt und mit Shirley Temple verglichen; spielte hervorragend in dramatischen und komödiantischen Rollen. 

 

Lea Deutsch wurde in einer bürgerlichen, wohlhabenden, jüdischen Familie geboren. Ihr Vater Stjepan war Jurist, ihre Mutter Ivka (geborene Singer) war Hausfrau. Ihr jüngerer Bruder hieß Aleksandar. Die Familie lebte im Zentrum von Zagreb, in der Gundulić-Straße 29. 
Sie war eine vielseitig begabte, junge Künstlerin – spielte Klavier, sang, tanzte und zeigte auch ein großes schauspielerisches Talent. Sie war ein Star des Kroatischen Nationaltheaters in Zagreb (HNK) und sie wurde vom Publikum geliebt. Auf der Bühne des HNK debütiert sie im Alter von nur fünf Jahren, und ihre außergewöhnlichen gesanglichen und tänzerischen Fähigkeiten zeigten sich besonders in der Titelrolle der Operette Wunderkind von Tito Strozzi, die speziell für sie geschrieben wurde. Bis zum Alter von 14 Jahren trat sie in zahlreichen Dramen, Komödien, Opern und Operetten auf.
Sie war eine der talentiertesten Kinderschauspielerinnen ihrer Generation und zeichnete sich auf und abseits der Bühne durch einen modernen Stil aus. Sie trug eine Bob-Frisur, zog Hosen und sogar einen Smoking mit Zylinder an, nach dem Vorbild der Hollywood-Ikone Marlene Dietrich. Sie spielte hervorragend in Jungenrollen, obwohl es damals an männlichen Kinderdarstellern nicht mangelte.

 

Im Jahr 1941 wurde auf dem Gebiet des heutigen Kroatiens und Bosnien und Herzegowinas der Unabhängige Staat Kroatien ausgerufen, in dem bereits im April desselben Jahres Rassenreinheitsgesetze nach dem Vorbild der Nazis eingeführt wurden. Im Juni 1941 begannen Massenverhaftungen der Juden. Um sich zu retten, konvertierte die Familie Deutsch zum Katholizismus. Trotz verschiedener Versuche, Hilfe zu finden, wurden Lea, ihre Mutter und ihr Bruder im Mai 1943 verhaftet und in das KZ Auschwitz deportiert. Lea starb bereits auf dem Weg ins Lager oder kurz nach ihrer Ankunft dort. Im KZ Auschwitz starben ihre Mutter und ihr Bruder. Ihr Vater überlebte den Holocaust, indem er auf einer Station des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern in Zagreb versteckt war. Er war überzeugt, dass nur er selbst als erwachsener Mann wirklich in Gefahr sei. Er starb im Jahr 1959.
Leas Geschichte wartete eine lange Zeit in Kroatien auf ihre Würdigung. Ihr Leben wurde zum Vorbild für Miljenko Jergovićs Roman Ruta Tannenbaum (2006), und Branko Ivanda drehte einen Spielfilm über die junge Schauspielerin Lea i Darija (2011). Im Jahr 2020 wurde vor dem Haus der Familie Deutsch der erste Stolperstein in Zagreb gelegt, und zwar mit einer Messingplatte, die den Namen von Lea Deutsch trägt.

 

Bibliographie:
Bitunjac Martina, Lea Deutsch. Dijete glume, glazbe i plesa, Zagreb 2021. 
Ausstellung Između slave i zaborava. Lea Deutsch, čudo od djeteta i žrtva Holokausta, Zagreb, Kroatisches Nationaltheater, Mai 2024.
Židovski biografski leksikon, https://zbl.lzmk.hr/?p=3080