5 II 1924, Czernowitz (heute Ukraine) — 16 XII 1942, AL Michajlowka
Biographie
Deutschsprachige rumänische Dichterin aus der Bukowina. Übersetzerin von Poesie aus dem Französischen, Rumänischen und Jiddischen.
Sie wurde am 5. Februar 1924 in Czernowitz in der Bukowina, im damaligen Königreich Rumänien, geboren. Sie war Tochter des Ladenbesitzers Max Merbaum. Den Familiennamen Eisinger erhielt sie von ihrem Stiefvater. Bereits als kleines Mädchen begann sie, sich für Literatur zu interessieren. Ihr künstlerisches Schaffen wurde u.a. von Paul Verlaine, Rainer Maria Rilke und Heinrich Heine inspiriert. Darüber hinaus übersetzte sie aus dem Rumänischen, Französischen und Jiddischen ins Deutsche.
Im Jahr 1940 wurde Czernowitz der Sowjetunion einverleibt, aber bereits ein Jahr später marschierten rumänische Truppen ein. Da wurde Selma mit ihrer Familie ins Ghetto deportiert, von da ab musste sie in unterschiedlichen Lagern Schwerstarbeit leisten. Am 16. Dezember 1942 starb sie an Typhus.
Ihr Werk umfasst 57 Gedichte, mit Bleistift geschrieben und von Hand eingerahmt, die dank ihrer Freunde, die sie nach Israel mitbrachten, gerettet werden konnten. Allerdings wurden sie erst viele Jahre später entdeckt und veröffentlicht. Heute stellen Selmas Gedichte bilden neben der Dichtung Rose Ausländers und Paul Celans einen bedeutenden Teil des Kulturerbes der deutsch-jüdischen Bukowina dar.
Deutschsprachige rumänische Dichterin aus der Bukowina. Übersetzerin von Poesie aus dem Französischen, Rumänischen und Jiddischen.
Sie wurde am 5. Februar 1924 in Czernowitz in der Bukowina, im damaligen Königreich Rumänien, geboren. Sie war Tochter des Ladenbesitzers Max Merbaum. Den Familiennamen Eisinger erhielt sie von ihrem Stiefvater. Bereits als kleines Mädchen begann sie, sich für Literatur zu interessieren. Ihr künstlerisches Schaffen wurde u.a. von Paul Verlaine, Rainer Maria Rilke und Heinrich Heine inspiriert. Darüber hinaus übersetzte sie aus dem Rumänischen, Französischen und Jiddischen ins Deutsche.
Im Jahr 1940 wurde Czernowitz der Sowjetunion einverleibt, aber bereits ein Jahr später marschierten rumänische Truppen ein. Da wurde Selma mit ihrer Familie ins Ghetto deportiert, von da ab musste sie in unterschiedlichen Lagern Schwerstarbeit leisten. Am 16. Dezember 1942 starb sie an Typhus.
Ihr Werk umfasst 57 Gedichte, mit Bleistift geschrieben und von Hand eingerahmt, die dank ihrer Freunde, die sie nach Israel mitbrachten, gerettet werden konnten. Allerdings wurden sie erst viele Jahre später entdeckt und veröffentlicht. Heute stellen Selmas Gedichte bilden neben der Dichtung Rose Ausländers und Paul Celans einen bedeutenden Teil des Kulturerbes der deutsch-jüdischen Bukowina dar.
Tragik
Das ist das Schwerste: sich zu verschenken
und wissen, daß man überflüssig ist,
sich ganz zu geben und zu denken
daß man wie Rauch ins Nichts verfließt.
23.12.1941
[mit rotem Stift hinzugefügt:]
Ich habe keine Zeit gehabt zuendezuschreiben
Schade daß du dich nicht von mir empfehlen wolltest.
Alles Gute
Selma.
Ein Lied
Die Bäume sind von weichem Lichte übergossen
im Winde zitternd glitzert jedes Blatt.
Der Himmel, seidig-blau und glatt,
ist wie ein Tropfen Tau vom Morgenwind vergossen.
Die Tannen sind in sanfte Röte eingeschlossen
und beugen sich vor seiner Majestät, dem Wind.
Hinter dem Pappeln blickt der Mond aufs Kind,
das ihm den Gruß schon zugelächelt hat.
Im Winde sind die Büsche wunderbar:
bald sind sie Silber und bald leuchten grün
und bald wie Mondschein auf lichtblondem Haar
und dann, als würden sie aufs neue blüh’n.
Ich möchte leben.
Schau, das Leben ist so bunt.
Es sind so viele schöne Bälle drin.
Und viele Lippen warten, lachen, glüh’n
und tuen ihre Freude kund.
Sieh nur die Straße, wie sie steigt:
so breit und hell, als warte sie auf mich.
Und ferne, irgendwo, da schlucht und geigt
die Sehnsucht, die sich zieht durch mich und dich.
Der Wind rauscht rufend durch den Wald,
er sagt mir, dass das Leben singt.
Die Luft ist leise, zart und kalt,
die ferne Pappel winkt und winkt.
Ich möchte leben.
Ich möchte lachen und Lasten heben
und möchte kämpfen und lieben und hassen
und möchte den Himmel mit Händen fassen
und möchte frei sein und atmen und schrei’n.
Ich will nicht sterben. Nein!
Nein.
Das Leben ist rot,
Das Leben ist mein.
Mein und dein.
Mein.
Warum brüllen die Kanonen?
Warum stirbt das Leben
für glitzernde Kronen?
Dort ist der Mond.
Er ist da.
Nah.
Ganz nah.
Ich muß warten.
Worauf?
Hauf um Hauf
sterben sie.
Stehn nie auf.
Nie und nie.
Ich will leben.
Bruder, du auch.
Atemhauch
geht von meinem und deinem Mund.
Das Leben ist bunt.
Du willst mich töten.
Weshalb?
Aus tausenden Flöten
weint Wald.
Der Mond ist lichtes Silber im Blau.
Die Pappeln sind grau.
Und Wind braust mich aun.
Die Straße ist hell.
Dann…
Sie kommen dann
und würgen mich.
Mich und dich
tot.
Das Leben ist rot,
braust und lacht.
Über Nacht
bin ich
tot.
Ein Schatten geht von einem Baum
geistert über den Mond.
Man sieht ihn kaum.
Ein Baum
Ein
Baum.
Ein Leben
kann Schatten werfen
über den Mond.
Ein
Leben.
Hauf im Hauf
sterben sie.
Steh’n nie auf.
Nie
und
nie.
1941
Der Eigentümer der Urheberrechten vom Selma Meerbaum-Eisingers Porträt ist Yad Vashem.
Selma Meerbaum Eizinger, Yad Vashem, Hall of Names photos, Archival Signature:15000/14229078